Bereits 1868 errichtete die Hamburger Reederei und Handelsfirma C. Woermann an der Küste des heutigen Kameruns eine Faktorei und war bald das einflussreichste europäische Handelshaus in der Region um die Mündungsbucht des Wouri Flusses.
Von deutschen Industriellen und den als deutsche Kolonialgesellschaften zusammengefassten Lobbyverbänden gedrängt, ernannte Reichskanzler Otto von Bismarck am 19. März 1884 den Afrikaforscher Gustav Nachtigal zum Reichskommissar für die Westküste Afrikas, mit dem Auftrag, die für den deutschen Handel interessanten Gebiete unter deutsches "Protektorat" zu stellen. Die deutsche Kolonie (offiziell: "Schutzgebiet") Kamerun war nach weiteren Annektierungen im Jahr 1911 ungefähr 1,3mal so groß wie das Deutsche Kaiserreich und zu keiner Zeit unter vollständiger deutscher Kontrolle. So lebten im Jahr 1913 lediglich 1871 Weiße in der Kolonie. Durch die sogenannten "Schutzverträge" abgesichert, gingen eine Reihe von Handelsgesellschaften ("Kolonialgesellschaften"), aber auch christliche Missionsgesellschaften daran, Land durch oftmals betrügerische Kaufverträge mit den lokalen Herrschenden zu erwerben. Auch als "herrenlos" deklarierte Gebiete wurden in großem Maßstab von diesen Gesellschaften erworben. Unter den ansässigen Handelsfirmen, auf deren Plantagen die lokale Bevölkerung teilweise unter Zwang arbeitete, war auch die Bremer Westafrika Gesellschaft, gegründet im Jahr 1900 in Bremen und mit Firmensitz Am Wall 175.
Für die Kolonialwirtschaft zentral wurde in den späteren Jahren eine umfassende Plantagenwirtschaft, die auf der Ausbeutung der lokalen Bevölkerung, teilweise auch durch Zwangsarbeit, gegründet war. Kamerun war zu Beginn des 20. Jahrhunderts die größte Plantagenkolonie Westafrikas. Kakao, Palmöl und Palmkerne, sowie Kautschuk stellten die wichtigsten Exportprodukte dar. Auch wenn Kamerun ökonomisch gesehen für Deutschland die wichtigste Kolonie war, lag dennoch die Summe der Einfuhren nach Kamerun um 30 Prozent über jener der Ausfuhren.
Von Anfang an war die deutsche Kolonialpolitik in Kamerun von Gewalt gegenüber der Lokalbevölkerung geprägt. Vor allem die Gemeinschaft der Duala, die den Zwischenhandel mit den Europäern kontrollierte, sah sich zunehmendem Druck ausgesetzt. Mehrere deutsche Expeditionen ins Landesinnere, welches für deutsche Handelsinteressen erschlossen werden sollte, riefen den Widerstand der dortigen Bewohnerinnen und Bewohner hervor. Schließlich wurde 1891 eine Polizeitruppe aus angekauften Sklaven gebildet, die den Widerstand der Einheimischen, vor allem der Bakoko und Mabea, brechen sollte. In der unbezahlten und durch Krankheiten dezimierten Truppe kam es bereits 1893 zu einer Meuterei gegen die ausbeuterischen Dienstverhältnisse und die Gewalt gegenüber den Frauen der Hilfspolizeiangehörigen durch den stellvertretenden Gouverneur Kameruns, Heinrich Leist. Die Rebellion wurde bald durch den Einsatz eines Kanonenbootes der deutschen Marine brutal niedergeschlagen. Auch in den Folgejahren kam es immer wieder zu Aufständen einheimischer Gruppen, die sich mitunter gegen die Kolonialherrschaft und von ihr verfügte Zwangsarbeit zusammenschlossen. Einem Dekret zufolge durften Dörfer abgebrannt werden, wenn sich Männer der Zwangsarbeit entzogen, doch die häufigste Form der Strafe blieb das öffentliche Auspeitschen. Auf bewaffneten Widerstand stand die Todesstrafe, die regelmäßig verhängt wurde.
1916 kapitulierten die deutsche Kolonialarmee gegenüber britischen, französischen und belgischen Truppen.
Bis heute ist das vollständige Ausmaß und die Zahl der Opfer der deutschen Kolonialherrschaft in Kamerun nicht vollständig erfasst.
Text: Dr. Hanno Balz, Historiker, in Abstimmung mit der Landeszentrale für politische Bildung und dem Senator für Kultur