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Dualaweg

Douala (dt. Duala) ist die Bezeichnung eines Volkes in Kamerun und der Name der heute größten Kameruner Stadt. Schon vor der Kolonialisierung betrieben die wohlhabenden und selbstbewussten Douala Fischfang und Landwirtschaft im Delta des Kamerun-Flusses. Sie hatten bereits seit dem 17. Jahrhundert Kontakt mit europäischen Kaufleuten und verkauften als Zwischenhändlerinnen und Zwischenhändler vor allem das begehrte Palmöl. 1884, mit dem Beginn der deutschen Kolonisierung des heutigen Kamerun, wurde mit den Douala ein "Schutzvertrag" abgeschlossen, der ihnen zunächst noch das Recht auf den von ihnen genutzten Boden zugestand. Aus heutiger Sicht ist jedoch ersichtlich, dass die deutschen Kolonialherren nicht die Absicht hatten, sich länger an den Vertrag zu halten.

Der Ort Douala entwickelte sich bald zum wirtschaftlichen und administrativen Zentrum der deutschen Kolonialherrschaft in Kamerun. Dementsprechend intensivierte die deutsche Kolonialverwaltung nach der Jahrhundertwende die Planungen für die stark wachsende Stadt. 1910 wurde beschlossen, Teile des Douala-Gebietes in eine reine Europäerstadt umzuwandeln, die von der lokalen Bevölkerung nur tagsüber betreten werden durfte. Hierbei sahen die Planungen letztlich ein frühes System der Apartheid vor. Die Angehörigen der Douala sollten gegen eine nur geringe Entschädigung enteignet und umgesiedelt werden, um unter anderem auch eine Eisenbahnstrecke zur weiteren Ausbeutung der natürlichen Ressourcen zu errichten. In der Folge protestierten die Einheimischen in mehreren Eingaben und vor Ort. Angeführt wurden die Proteste vom späteren König der Douala, Rudolf Manga Bell, der zuvor fünf Jahre zur Ausbildung in Deutschland verbracht und in Ulm sein Abitur gemacht hatte. Nach seiner Rückkehr verhandelte der hochbegabte und intelligente junge Mann mit der Kolonialverwaltung im Interesse seines Volkes und verfasste mit anderen Würdenträgern der Douala einen offenen Brief an den Reichstag, in dem sie die Abberufung des verhassten Gouverneurs Jesko von Puttkamer forderten. Weitere Petitionen an den Reichstag folgten, in denen um eine Rücknahme der Enteignungen gebeten wurde.

Doch halfen all diese Appelle, die genährt waren vom Glauben an ein deutsches Rechtssystem, am Ende nichts. Die Proteste wurden von den deutschen Kolonialtruppen brutal unterdrückt und die Enteignungen und Vertreibungen mit Gewalt durchgesetzt - die Prügelstrafe war bald allgegenwärtig. Währende mehrerer "Strafexpeditionen" wurden Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner von deutschen Soldaten niedergemetzelt. Um den Aufstand zu beenden, ermordeten die deutschen Kolonialherren am 8. August 1914 schließlich Rudolf Manga Bell. Er wurde, wie zum Hohn, vor dem Gerichtsgebäude in Douala gehängt, wie 200 weitere Menschen am darauffolgenden Tag auch.

Heute gilt Bell in Kamerun und weiten Teilen des afrikanischen Kontinents als Märtyrer und Freiheitsheld.

Text: Dr. Hanno Balz, Historiker, in Abstimmung mit der Landeszentrale für politische Bildung und dem Senator für Kultur